In diesem Augenblick
Beim Blick in die Tageszeitung bleibe ich
an den Todesanzeigen hängen;
ich erschrecke über der großen Anzahl.
Wie viele der aktuellen Toten sind an den
Folgen des Corona-Virus verstorben,
in wie weit hat es dabei mitgeholfen?
Gestern habe ich Musik gehört,
die der Gitarrist Mike Bloomfield spielte.
In meinen jüngeren Jahren ist der mir
irgendwie durch das Sieb meines Bewusstseins gefallen,
auch weil er sehr früh mit 37 Jahren starb.
Eine Überdosis an Drogen gab ihm
den shut-down und mir das Vergessen.
Welch ein Wiederhören gestern,
welch eine Sehnsuchtsmusik!
Wie ist das mit den Sterbenden
in dieser Corona Epidemie,
werden die später vergessen, verdrängt sein?
(a bad, bad time, that time)
In den Buchläden ist Camus` „Pest“ ausverkauft,
ein dickes Buch in schlechter Zeit,
und Saramagos „die Stadt der Blinden“
zu grausam zu lesen.
Der Tod ist nahe, ich hör ihn pfeifen.
Coronatage
Trete ich am Morgen auf den Balkon,
in meinen Garten
um meine Pflanzen aufzuwecken
und nach der Kälte der Nacht
mit einem Wassertrunk zu versorgen,
empfängt mich das Schweigen der Umgebung.
Keine Menschenseele ist zu bemerken,
kein Auto auf der Straße,
keine Kinderstimmen, kein Radioklang.
Nur die Sonne mit ihrer Wärme,
die Vögel auf den Zweigen
und die zitternde Stille der Coronazeit.
Laetare
Ich habe Angst, aber
ich weiß, dass ich gehalten werde.
In vielen Momenten bin ich unsicher,
ob und wie ich die Dinge spüre.
Meine Hand ist pelzig,
aber ich halte fest
an der Hoffnung und der Freude am Leben,
an der Wärme, am wachsenden Licht.
Der Frühling kommt mit Knospen und Blüten,
mein Gebein soll grünen wie Gras,
meine Freude soll ansteckend werden,
Bilder sollen gesehen werden, Worte gehört.
Die Menschen reinigen, ordnen, stärken,
was verdorben, verdreht, verworren ist,
mit ihnen die Gründe des Lebens klären
und dann einüben, wie das geht.
